Alte Liebe: Martin Reiser aus Wildeshausen besitzt eine außergewöhnliche Ducati

2022-06-10 21:44:17 By : Mr. kai shi

Wildeshausen – Auf Hochglanz geputzt und jederzeit startklar steht die Ducati 900 SS von Martin Reiser im Ausstellungsraum seines Wildeshauser Autohauses. Den verlässt der knapp 40 Jahre alte italienische Motorradklassiker im Originalzustand nur noch bei gutem Wetter zu einer Ausfahrt mit seinem Besitzer ins Umland.

„Die 900 SS war damals eine für die Straße zugelassene Rennmaschine. Die beiden Buchstaben sind die Abkürzung für Super Sport“, schwärmt Reiser. 210 Stundenkilometer Spitze mache sie. „Und sie ist noch immer ein richtiger Kurvenräuber.“ Heute ist seine Ducati vor allem eines: extrem selten. Mehr noch: Sie ist ein Unikat. Sie ist die letzte Königswellen-Maschine dieser Baureihe, die die Bänder der italienischen Motorradschmiede in Bologna im Jahr 1982 verlassen hat. Das hat Reiser anhand der Rahmennummer seiner Maschine recherchiert. Aufgrund strengerer Lärmbestimmungen in Österreich habe Ducati die Fertigung dieser mechanisch lauten Motoren damals eingestellt.

Das V-Zweizylinder-Aggregat ist in seiner Konstruktion bis dato einzigartig. Die Nockenwellen werden nicht wie üblich über einen Zahnriemen oder eine Kette, sondern über eine Königswelle angesteuert. Die Ventilsteuerung übernimmt zudem eine sogenannte Desmodromik, bei der ein Kipphebel anstelle einer Feder die Ventile schließt. Diese Technik erlaubte damals vergleichsweise hohe Drehzahlen.

„Originale Königswellen-Ducatis werden heute nicht mehr verkauft, sondern nur noch vererbt“, berichtet Reiser, der sein silbernes Schmuckstück vor knapp zehn Jahren bei einem Motorradhändler in Stuttgart entdeckte. Der Wildeshauser war fast sein Leben lang Ducati gefahren. „Früher war ich mit meinen Kumpels auf dem Motorrad kreuz und quer in Europa unterwegs. Mit meiner damaligen Königswelle hab ich das ganze Mittelmeer abgegrast“, erinnert sich der 67-Jährige. Deshalb suchte er nach einer mehrjährigen Motorrad-Auszeit mit der Ducati 900 SS den krönenden Abschluss dieser Motorenbaureihe. Dass er dann ausgerechnet auf die letzte Maschine ihrer Art stieß, war nur ein glücklicher Zufall.

Rund 38 000 Kilometer hat sein Klassiker in knapp 40 Jahren gesammelt. Jetzt kommen nur noch wenige an schönen Tagen hinzu. Für die Startzeremonie schiebt Reiser seinen Klassiker zunächst ins Freie. „Die Ducati ist so laut, dass drinnen die Schaufensterscheiben klirren würden“, schmunzelt Reiser. Eine Sportauspuffanlage und offene Vergaser sorgen für die eindrucksvolle Geräuschkulisse.

Um das 863 Kubikzentimeter große und 68 PS starke Aggregat zum Leben zu erwecken, hilft allerdings kein elektrischer Starter. Über ein Schauglas im Ventildeckel sucht der Wildeshauser zunächst den oberen Totpunkt des Kolbens, bevor er mit einem beherzten Tritt auf den Kickstarter den großvolumigen Motor zum Laufen bringt. Wenn Reiser mit seinem Klassiker die Straßen von Wildeshausen und Umgebung unter die Räder nimmt, ist er selbstverständlich stilecht gekleidet. „Passend zum Motorrad habe ich mir eine Lederkombi anfertigen lassen, die ich dann trage.“

Gleich neben seinem silbernen Klassiker im Ausstellungsraum steht übrigens eine weitere Ducati. Die 30 Jahre alte rote Maschine vom Typ 851 ist das Nachfolgemodell und hat mittlerweile ebenfalls schon Sammlerpotenzial.

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