Oldenburg Motiv für Maler und Postkarten, Grundstück für Lagerschuppen, Großhandlung für Elektrobedarf, KFZ-Werkstatt, Tankstelle: Die (auch) Wohnadresse Heiligengeiststraße 1/1a hat eine höchst wechselvolle Geschichte hinter sich – und sie steht ihr bevor. Bald sollen mehrgeschossige Neubauten für Hotel, Handel und Gastronomie entstehen. Ein Gang wird an der Haaren entlang in Richtung Stadtmuseum führen. Doch das ist Zukunftsmusik, die Baugenehmigung für das Projekt soll aber bald erfolgen.
Edo Wübbenhorst ist (wie berichtet) in der Heiligengeiststraße 1/1a aufgewachsen, hat die ersten Jahre seines Lebens in dem Haus mit dem Fachwerkgiebel verbracht und ist dann, als das Hertie-Kaufhaus Ende der 50er-Jahre gebaut wurde, mit den Eltern ins „Rote Haus“ umgezogen, in dem bis vor kurzem ein Handel für Künstlerbedarf untergebracht war – es wird für den bereits erwähnten Neubau schon wieder abgerissen.
Doch zurück in der Zeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich im Hof mit der Einfahrt zwischen dem Pfandleih- und Peter-Schütte-Haus eine Schlosserwerkstatt, Spezialität Kraftfahrzeuge, die einem Herr Hilverkus gehörte, erinnert sich Edo Wübbenhorst. Es gab auch eine Tankstelle, wobei die Bezeichnung etwas übertrieben ist. An einer mit Schwengelpumpe handbetriebenen Shell-Tanksäule konnten die Kunden ihre Fahrzeuge betanken lassen. Zunächst musste die gewünschte Menge angegeben werden, dann floss das Benzin abwechselnd beim Pumpen in zwei Schaugläser und von dort, nachdem ein Drei-Wege-Hahn umgelegt worden war, in den Tank der Autos. Anfang der 50er Jahre war das.
Auf dem Grundstück in dem besagten Hof eröffnete ein Herr Freund einen Großhandel für Elektrikerbedarf, so Wübbenhorst weiter. Vom Schalter bis zur Leuchtstoffröhre gab es dort alles zu kaufen. Die Kunden holten die Ware mit einem Transporter ab oder aber mit dem Rad. Viele Artikel wurden zum sogenannten „Gummibahnhof“ gebracht, der sich in Höhe des Elisengangs befand. Es war in damaligen Zeiten der Zentrale Omnibusbahnhof, von wo aus die Busse in alle Richtungen durch die Stadt und ins Umland fuhren. Die Fahrer nahmen die Pakete mit, in denen die Elektroartikel verpackt waren – wenn man so will als Expressgut. Zur Heiligengeiststraße wurden sie mit Pferd und Wagen gebracht, angeliefert von der „Bahnamtlichen Rollfuhre Deus“. Der große Vorteil: Die Pferdewagen konnten in dem engen Hof auf der Stelle drehen und das Grundstück Richtung Heiligengeiststraße wieder verlassen.
Das Haus an der Heiligengeiststraße 2 erwarb später Peter Schütte, in der der Sohn, ebenfalls Peter, bis vor einigen Jahren ein Modegeschäft betrieb. Schüttes hatten auf der gegenüberliegenden Heiligengeiststraße 30 ihr Geschäft, das bis 1937 der jüdischen Familie Wallheimer gehört hatte. Sie zogen damit um.
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Die Heiligengeiststraße 2 war als Presuhn-Haus bekannt. In ihm wohnte um 1900 der Kaufmann Julius Presuhn. Es wurde 1958 abgerissen und durch den Schütte-Neubau ersetzt. Heute ist es Hauptsitz der Wohnungsbau Oldenburg, die die Baupläne für das Grundstück Heiligengeiststraße 1/1a vorantreibt.
Starke Veränderungen erlebte die Heiligengeiststraße, die erst Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts bebaut worden war, durch die Ansiedlung des Hertie-Konzerns, der ein großes Kaufhaus eröffnete. Für ihn wichen die 1947 gegründete Meisterschule für das Elektrohandwerk im Union-Haus und wenig später die Capitol-Lichtspiele.
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