Vor allem der Ibiza ST hat mit dem Facelift gewonnen. Er sieht jetzt richtig erwachsen aus.
In zwei Jahren gibt es den neuen Ibiza. Bis es so weit ist, habe die Spanier das jetzige Modell noch einmal ordentlich aufgefrischt. Größtes Highlight soll die neue Konnektivität sein. Die tat sich aber in einem ersten Test erstaunlich schwer.
Bevor Seat den Leon in seiner heutigen Form in die Spur schickte, war der kleine Ibiza das Volumenmodell der Spanier. Über 30 Jahre wurden immerhin fünf Millionen Fahrzeuge mit dem Namen der Balearen-Insel verkauft. Allein in Deutschland waren es in dieser Zeit 360.000 Stück. Jetzt erhält die letzte Ausbaustufe ihren finalen Feinschliff, bevor in zwei Jahren der neue Ibiza auf die Straßen rollt. Zeitgleich übrigens mit dem ersten SUV, das Seat dann auf dem Modularen Querbaukasten von VW und gebaut bei Skoda in Tschechien auf die Räder stellen wird.
Das Heck des Seat Ibiza ST wirkt vielleicht ein wenig pausbäckig, verbirgt aber mit 430 Liter Kofferraumvolumen reichlich Platz hinter der Klappe.
Um den spanischen Polo auch für die kommenden Jahre attraktiv zu machen, wurden äußerlich nur Kleinigkeiten geändert, deren Wirkung aber gerade beim ST, also dem Kombi, erstaunlich ist. Der sieht jetzt nämlich dank der schärfer geschnittenen Scheinwerfer an Front und Heck wie der kleine Bruder des Leon ST aus. Bei der Hatchback-Version fallen die Veränderungen deutlich weniger ins Auge. Hier verlieren sie sich vielmehr zwischen den altbekannten Sicken und Linien.
Um den neuen Ibiza dennoch aus dem täglichen Einerlei der Blechkostüme auf den Straßen herauszuheben, haben die Designer eine Fülle unterschiedlicher Farbkombinationen erdacht, die den kleinen Spanier pfiffiger machen sollen. Die Akzente finden sich an den Spiegelkappe, den zweifarbigen Felgen und an der Spange, die den Grill säumt. Die dort verwendeten Farben tauchen dann auf Wunsch auch in den Türinnenverkleidungen, als Rahmen der Lüftungsdüsen und als Kombination der Sitzbezüge wieder auf.
Farbliche Akzente und neue Materialien sollen den Ibiza auch im Innenraum auffrischen.
Das alles hübscht den kleinen Spanier auf, verändert aber sein Fahrverhalten nicht. Das galt vielen bei der letzten Generation als zu sportlich. Die Dämpfer waren so hart, dass es die Passagiere bei groben Unebenheiten schon ordentlich schüttelte. Beim gelifteten Spanier sieht das anders aus. Die sportliche Härte wurde etwas zurückgeschraubt und durch eine wesentlich komfortablere Abstimmung ersetzt. Wer jetzt glaubt, dass der kleine Spanier sämtlicher Dynamik beraubt wurde, kann beruhigt werden. Auch mit der neuen Fahrwerksabstimmung kann der Ibiza flott um die Kurven fliegen. Als Option bietet Seat sogar ein adaptives Fahrwerk an, dessen Feder-Dämpferkennung sich zweistufig an die Fahrweise des Piloten anpassen lässt.
Fahren kann man den Ibiza unterdessen auch mit einer ganzen Armada von Dreizylinder-Triebwerken in unterschiedlichen Leistungsstufen. Bei den Benzinern generieren die 1-Liter-Motoren Leistungen von 75 bis 150 PS, wobei die höchste Ausbaustufe das Highlight auf einer ersten Ausfahrt war. Das mutmaßlich kleine Aggregat beschleunigt den gefahrenen ST in 7,6 Sekunden von 0 auf 100, die Spitze gibt der Hersteller mit glaubhaften 220 km/h an. Die größte Überraschung war aber der Verbrauch - der lag im Schnitt bei 6,3 Litern, Seat verspricht im Datenblatt 4,8 Liter. Neben der Kombination profitiert der leistungsstarke Spanier wie alle neuen Ibiza-Modelle von der Dämmung, die man dem Kleinwagen hat zuteilwerden lassen. Rollgeräusche, als auch der Arbeitston des Triebwerkes, bleiben von den Insassen fern. Allerdings ist der Ibiza mit der kleinen Leistungsbestie mit 18.040 Euro im A-Segment kein Schnäppchen mehr.
Der 1-Liter-Dreizylinder leistet im Seat Ibiza zwischen 75 und 150 PS.
Ein vollwertiges Auto hat man aber auch für 11.990 Euro. Dann werkelt unter der Haube das 1 Liter große Triebwerk mit 75 PS. Wer sich im Vorfeld im Klaren ist, dass er vorrangig im Stadtverkehr unterwegs sein wird, der ist auch mit dem leistungsschwächsten Dreizylinder gut bedient. Letztlich ist es aber egal, welcher Motor den Ibiza vorantreibt, 75, 90, 110 oder 150 PS, eines eint sie alle: sie gehen erstaunlich sparsam zu Werk.
So auch der einzige Vierzylinder im Bunde. Mit 1,2 Litern Hubraum und 90 PS beschleunigt er den Ibiza in 10,7 Sekunden auf Tempo 100 und rennt 187 km/h schnell. Der Verbrauch soll bei 4,9 Litern liegen, was der Zylinderabschaltung geschuldet ist. Immer wenn der Wagen ohne Last fährt, klemmt die Elektronik zwei Töpfe ab. Der Vorgang des Zu- und Abschaltens sind für den Fahrer kaum wahrnehmbar. Für Vielfahrer empfehlen sich natürlich die Diesel-Aggregate, die im gelifteten Ibiza ebenfalls Dreizylinder sind. Das Leistungsband reicht hier von 75 bis 105 PS.
So sieht es aus, wenn das iPhone über CarPlay auf dem 6,5 Zoll großen Touchscreen des Ibiza gespiegelt wird.
Nun können Optik und frische Motoren natürlich die Kaufentscheidung beeinflussen. Um aber junge Leute zu ködern, hat sich Seat noch mehr einfallen lassen, denn der Ibiza ist vor allem für diese Kunden interessant, heißt es aus dem Marketing. 40 Prozent der Ibiza-Fahrer seien nämlich jünger als 30 Jahre. Und 55 Prozent davon sind auch noch Frauen. Da die nicht immer mit dem Herzen kaufen, sondern auch sehr pragmatische Entscheidungen treffen, stärkt Seat den Ibiza bei der Konnektivität, "damit die Kunden ihren digitalen Lifestyle auch unterwegs pflegen können", sagt Seat Entwicklungschef Matthias Rabe.
Blöd nur, wenn die versprochene Konnektivität in den Fahrzeugen nicht funktioniert. Jedenfalls in einem ersten Test nicht. Normalerweise sollte über Google Auto oder Apples Car Play fast jedes Smartphone auf dem 6,5 Zoll großen Touchscreen gespiegelt werden können. Vor allem die Android-Fans müssen jetzt stark sein. Hier ging nämlich gar nichts. Auch der viel gepriesene MirrorLink tat nicht das, was er sollte. Nicht mal über ein von Seat zum Test zur Verfügung gestelltes Samsung-Smartphone. Schade, denn die Idee ist nach wie vor gut. Die Spielereien, die Seat mit einer extra entwickelten App anbietet, scheinen auch sinnvoll. Darüber kann zum Beispiel der Standort des Fahrzeuges oder der Füllstand des Tanks abgefragt werden.
Dass das System überhaupt funktioniert, ließ sich aber dennoch überprüfen. Problemlos ließ sich nämlich das private Apple-Gerät koppeln und dessen Inhalt über CarPlay spiegeln. Das zu nutzende Angebot ist natürlich - egal, ob Android oder Apple - limitiert. Reicht aber mit dem Zugriff auf die Musik, den Abruf von SMS-Nachrichten über einen Zugang zu Podcasts, die Kontakt- und Telefondaten und natürlich mit der Nutzung des Apple-Kartenmaterials durchaus aus.
Die Kartenfunktion ist ohnehin die wichtigste, denn sie erspart den Kauf eines Navis, das für den Ibiza mit immerhin 400 Euro zusätzlich bezahlt werden muss und außerdem erst ab der Ausstattungslinie Style im Programm ist. Das Full-Link-System gibt es als Grundlage für die Konnektivität bereits ab 170 Euro. Aber auch hier ist es erst für Modelle mit dem Ausstattungszusatz Style zu haben.