Der optimale Geschmack stand in der Geschichte des Sektglases, die vier Jahrhunderte umspannt, lange Zeit nicht im Vordergrund. Warum es dennoch nicht egal ist, woraus man trinkt.
Fast so alt wie die Flaschengärmethode ist das eigens für Schaumwein kreierte Glas. Es waren die Engländer, die bis heute große Konsumenten der „sparkling wines“ sind, bei denen man um 1750 die ersten Gläser für Schaumwein auftischte. Technisch standen die eigentlich für Ale, ein anderes alkoholisches Getränk mit Kohlensäure, gedachten „Flöten“ am Umbruch zwischen zwei Produktionsweisen. Die niedrigeren und mit einer Verdickung in der Stielmitte versehenen „Pedestal stem“-Gläser wurden mit dem Hannoveraner Georg I. auf dem britischen Thron assoziiert und hießen auch „schlesisches Glas“. Abgelöst hat sie um die Mitte des 18. Jahrhunderts auf der Tafel dann das „Air twist“-Glas. Der länger gezogene und leichtere Stiel kam zunächst der nach Gewicht bemessenen Steuer auf Glas zugute, erst in zweiter Linie den Schaumwein-Freunden.
Kohlensäurekanal. Denn man konnte prächtig anstoßen mit dem einfach zu haltenden Glas, dessen Höhe einer Handbreit entsprach. Auch das Spiel der Perlage, der langsam aufsteigenden Sektbläschen, ließ sich hierin ideal beobachten. Falls man nicht, wie der stets durstige russische Hof, auf kobaltblaue Sektflöten setzte. Allerdings machten es der Füllstand und die Beengtheit des Kelchs schwer, hier Aromen wahrzunehmen – wie ein Kanal bündelt diese Glasform eben auch die Kohlensäure, die somit schon so manchem „in die Nase stieg“.
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