Mit acht Jahren schraubte Martin Reiser bereits an Motoren herum. Jetzt hat er sein Traummotorrad in der Halle stehen – eine Ducati 900 SS.
Wildeshausen Dreimal tritt Martin Reiser auf den Kickstarter, dann zündet die Ducati. Er wartet einen Moment, bis sich das Öl überall im Motor verteilt hat. Mit der Hand zeigt er auf des Schauglas der Königswelle. „Gleich kannst du das Öl sehen“, sagt er. Reiser dreht leicht am Gashahn, Öl spritzt gegen das Schauglas. Noch einmal gibt Reiser Gas. Die Kraft dieses Motors ist sofort spürbar. „PS interessieren mich nicht“, antwortet der Wildeshauser auf die Frage nach den Pferdestärken. Es sind 65 PS bei 900 Kubikzentimeter Hubraum.
„Mich interessiert mehr die Technik“, sagt der KFZ-Meister. „Die Ducati 900 SS ist ein technischer Leckerbissen, der Motor ein technisches Wunderwerk mit viel Mechanik“, sagt der 60-Jährige. Das Außergewöhnliche ist die Königswelle. Sie zeichnet sich an ihren beiden Enden durch die vielen schrägen Zähne aus. „Die Königswelle überträgt die Kraft von der Kurbelwelle zur Nockenwelle“, erklärt Reiser. Heute würden dafür in der Regel Steuerketten oder Zahnriemen benutzt.
Der Wildeshauser besitzt aber nicht irgendeine Ducati 900 SS (Super Sport). „Es ist die letzte Maschine, die davon gebaut wurde.“ Zum Beweis holt er die Produktionsliste hervor mit den Verkaufs- und Fahrgestellnummern. Gebaut wurde die Ducati 900 SS zwischen 1975 und 1982. Reisers Motorrad stammt somit von 1982, wurde aber erst im März 1984 erstmals zugelassen. „Meine Frau hat die Ducati zufällig im Internet entdeckt“, erzählt Reiser.
Als er 25 Jahre alt war, kaufte er seine erste Ducati 900 SS. „Seit ich Motorrad fahre, bin ich bis auf einen Japaner immer Ducatis gefahren.“ In seiner Motorradclique sind hingegen fast nur Japaner am Start. „Den Sound meiner Ducati mochten aber immer alle gerne. Deshalb sind meine Kumpels gerne hinter mir gefahren.“ Doch die Jahre, in denen sie kreuz und quer durch Europa die großen Motorradrennen besuchten, sind vorbei. „Jetzt fahre ich nur noch ab und an eine Runde hier in der Region“, sagt Reiser.
Seine erste Ducati 900 SS ist er jahrelang gefahren. Schon damals sei das Modell eine Wertanlage gewesen. „Heute wird das Motorrad im Originalzustand zwischen 40 000 und 50 000 Euro gehandelt“, sagt Reiser. „Es ist das schönste Motorrad der Welt und die Königin der italienischen Motorräder.“
Dass Ducati die 900 SS ab 1982 nicht mehr mit Königswelle gebaut hat, erklärt Reiser mit den damals neuen Lärmschutzbestimmungen im Nachbarland Österreich, wo Motorradfahrer gerne in die Alpen fahren. Die Ducati mit der Königswelle ist halt lauter als andere Maschinen. „Ducati stellte auf Zahnriemen um und konzipierte den Motor neu“, erzählt Reiser.
In seiner Halle steht auch so ein Modell, eine Ducati 851 von 1991 mit 98 PS. Die hat 7000 Kilometer auf dem Tacho.
37 376 Kilometer hatte die Ducati 900 SS gelaufen, als Reiser sie vor einem Jahr erworben hat. „Der Besitzer hatte wohl nicht auf der Rechnung, dass es die letzte Maschine der Baureihe ist.“ Mit diesem Motorrad wurde für Martin Reiser ein langgehegter Wunsch Realität. „Damit habe ich mir einen Traum erfüllt.“
Wenn der 60-Jährige heute aufs Motorrad steigt, zieht er immer noch seine blau-silberne Lederkombi mit Ducati-Schriftzug auf dem Rücken an, die er sich vor 35 Jahren anfertigen ließ, als er seine erste Ducati kaufte. Reiser: „Der Anzug passt heute noch, ich muss nur etwas den Bauch einziehen.“
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