Kandern: Die Lok 7 soll wieder fahren - Kandern - Verlagshaus Jaumann

2022-06-24 21:31:31 By : Ms. Tina Ma

47 Jahre stand die historische Dampflokomotive 7 still. Nun soll die Lok, die seit 2012 wieder beim Kandertalbahnverein steht, wieder in Betrieb genommen und fahrtüchtig gemacht werden. Dafür ruft der Verein nun zu einer Spendenaktion auf, wie der zweite Vorsitzende Fabian Martin im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.

Von Zoë Schäuble

Kandern. In „praktisch schrottreifem Zustand“ kam die Original-Kandertalbahn-Dampflokomotive 7 vor zehn Jahren vom Staufener Gymnasium – dort war die Lok als Denkmal ausgestellt – wieder zurück nach Kandern, erklärt Martin. Seither arbeitet der Verein sukzessive an der Instandsetzung der Lok.

Die Pandemie hat auch in die Kasse des gemeinnützigen Vereins Kandertalbahn ein Loch gerissen und „viele Projekte, darunter auch die Instandsetzung der Lok 7, sind deshalb ein wenig ins Stocken geraten“. Damit die Lok, die 1907 für die Kandertalbahn gebaut wurde und 1961 ihren letzten Zug durchs Kandertal zog, aber nicht weiter auf dem Abstellgleis stillsteht, hat der Verein jüngst um finanzielle Unterstützung durch die Kanderner Bürger und alle Interessierten gebeten. Im lokalen Einzelhandel und auf der Internetseite des Vereins ist der Flyer zur Aktion einsehbar.

Gesucht werden aber nicht nur Geldspender, sondern auch interessierte Ehrenamtliche, die sich an der Wiederinbetriebnahme der historischen Dampflokomotive beteiligen wollen, sagt der Vereinsvize.

Damit die Lok bald wieder auf der Strecke zwischen Kandern und Haltigen Waggons ziehen kann, benötigt es noch einige Arbeitsschritte. Martin: „Unter anderem muss der Kessel erneuert werden – das allein kostet schon rund 100 000 Euro.“ Dafür muss der Kessel aus seiner Verankerung gelöst, angehoben und gereinigt sowie begutachtet werden. Für die Instandsetzung hat der Verein eine externe Firma beauftragt. „Viele Arbeiten übernehmen die Vereinsmitglieder aber selbst“, weiß der zweite Vorsitzende. Ein Team aus rund 50 Ehrenamtlichen kümmert sich um die anfallenden Arbeiten, wie etwa die Zerlegung und Aufarbeitung der Armaturen. „Dafür benötigt es nicht nur einiges technisches Wissen, sondern auch jede Menge Material, wie Schrauben, verschiedene Metalle, Pinsel und Lacke.“

Der Verein finanziert diese Materialien aus der Vereinskasse und mit Einnahmen aus dem Fahrbetrieb der Kandertalbahn. Weil aber während Corona viele Fahrten ausfallen mussten, gehen nun langsam die Finanzmittel aus. „Wir hoffen daher auf Unterstützung aus der Bevölkerung – es wäre wirklich schade, wenn wir das Projekt nicht fortsetzen könnten“, sagt Martin. Immerhin handle es sich bei der Lok um ein für die Region „bedeutendes Kulturgut“.

Immer samstags treffen sich rund 20 Vereinsmitglieder, um gemeinsam in der Werkstatt an der Lok zu schrauben. „Jeder beteiligt sich nach seinen Fähigkeiten. Manche bearbeiten die Metallstoffe, andere kümmern sich um die hölzernen Bestandteile.“ Helfen und mitarbeiten kann „wirklich jeder, der keine zwei linken Hände hat“, erklärt Martin. Besonders schön an der gemeinsamen Arbeit findet Martin auch, dass das technische Wissen um den Aufbau der Dampflok sowie um die einzelnen Bestandteile im direkten Austausch untereinander weitergegeben wird. „Man kann dabei viel lernen.“

Beim Verein ist neben der ehrenamtlichen Mitarbeit auch eine Ausbildung möglich. „In Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Kandertal bieten wir Interessierten ab 14 Jahren die Möglichkeit, beispielsweise eine Werkstattausbildung beim Verein zu machen.“

Nicht nur für die Arbeit in der Werkstatt, auch für den Barbetrieb im Bar-Waggon der Kandertalbahn oder beim Ticketverkauf ist der Verein derzeit auf der Suche nach Interessierten.

Kandern (zs). 1907 wurde die Dampflokomotive von der renommierten Lokomotivschmiede Borsig in Berlin-Tegel an die Kandertalbahn geliefert, weiß Fabian Martin, strellvertretender Vereinsvorsitzender des Kandertalbahn-Vereins. Bis 1933 war die Lok 7 durchgehend im Kandertal auf der Strecke von Kandern bis Haltingen unterwegs, danach auch auf anderen Nebenbahnen. In den 1960er-Jahren fuhr sie nochmals auf der Kandertalstrecke. Martin: „Zum Glück wurde sie danach nicht verschrottet, sondern von der Stadt Staufen übernommen und als Denkmal aufgestellt.“ 2012 wurde die „stark angegriffene Maschine“ nach 47 Jahren Abstellzeit im Freien wieder nach Kandern rückgeführt. Hier soll sie bald wieder mit ihren 210 PS und 35 Kilometern pro Stunde Höchstgeschwindigkeit durchs Tal fahren. „Seit 2016 wird an dem sehr ehrgeizigen Aufarbeitungsprojekt gearbeitet.“ Betriebsfähige Fahrzeuge stehen nämlich, wie der stellvertretende Vorsitzende deutlich macht, für ein lebendiges Museum wie die Kandertalbahn im Vordergrund.

Ein langer Weg zum Ziel

Mit Ankunft der Lok in Kandern wurden die Möglichkeiten zur betriebsfähigen Aufarbeitung untersucht, fehlende Bauteile gesucht, teilweise neu gefertigt und Unterlagen zusammengestellt, Zulassungsstellen und Fremdfirmen bemüht. Ab Juli 2016 begannen die technischen Arbeiten an der Maschine, wobei zunächst der genaue Schadensumfang nach 47 Jahren Abstellzeit im Freien ermittelt werden musste. „Erwartungsgemäß sind die Aufwände zur Wiederherstellung enorm umfangreich“, erklärt Fabian. Die Finanzierung bestreite der Verein aus Spenden und Fahrgeldeinnahmen, öffentliche Zuschüsse werden nicht gewährt. Soweit möglich, werden die Arbeiten ehrenamtlich in der eigenen Werkstatt des Vereins ausgeführt. Kurz vor Beginn der Demontage, am 24. Juni 2016, konnte die Lok 7 das erste Mal seit 1961 wieder über ihre ursprüngliche Heimatstrecke bis Wollbach fahren, allerdings nur im Schleppbetrieb.

...für die Instandsetzung der Lok 7 können Interessierte unter Angabe des Namens und der Anschrift an KTB e.V. Kandern, Iban: DE59 6835 0048 0020 2504 86 überweisen. Zur Wiederinbetriebnahme werden alle Spender ab einem Betrag von 200 Euro eingeladen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Vereins unter www.kandertalbahn.com, hier kann auch per PayPal gespendet werden. Wer am Projekt ehrenamtlich mitarbeiten will, erhält weitere Informationen bei Fabian Martin (E-Mail: martin.fabian@kandertalbahn.de).

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